Ausflug mit dem Jahrgang
An meinem ersten Tag machte der gesamte Jahrgang (7. Klasse) bestehend aus drei Parallelklassen einen Schulausflug. Gemeinsam besuchten wir das ehemalige Schulgebäude der Miyazaki Junior High School. In diesem Jahr wurde diese mit der Onoda Junior High School in dessen Gebäude zur Meiho zusammengeschlossen. Anschließend ging es in den Yakurai Garden, welcher nun mit Kürbissen und Lichtern für Halloween dekoriert wurde. Dort sollten die Schüler in Kleingruppen verschiedene Orte finden. Daraufhin spielten wir Parkgolf, einer Mischung aus Minigolf und Golf.
Wieder an der Schule angekommen, gab es Mittagessen, welches gemeinsam in den Klassenräumen gegessen wurde. Somit bin ich unerwarteterweise doch noch in den Genuss von Schulessen bekommen. Zudem war es gut und ausgewogen. In Japan soll es üblich sein, dass es jedes Mal Milch zum Trinken gibt. Ein Video einer anderen Junior High School habe ich euch unten verlinkt. Es zeigt sehr ähnlich wie die Schüler das Essen zu ihren Klassenräumen holen (seid der Corona-Pandemie), austeilen und an ihren Tischen essen. Seid kurzem isst wieder die ganze Schule inkl. Lehrer gemeinsam im Essensraum.
Mein erster richtiger Schultag
Dieser startete um 8:10 Uhr mit der Klassenlehrerin und meinen 28 Mitschülern. Nach ein paar Ansprachen haben wir 15 min zum Lesen zur freien Verfügung. Die erste richtige Unterrichtsstunde startet dann um 8:45 Uhr: Mathematik. Für Musik und Wissenschaft (Physik) begeben wir uns in einen Fachraum, genauso für Sport in die Turnhalle. Umgezogen wird sich dafür im Klassenraum. Unter der Uniform haben die Schüler bereits ihre Sportklamotten. Englisch findet dann wieder in unserem normalen Klassenraum statt. Mit der Fächerauswahl habe ich sehr viel Glück, bis auf Englisch waren darunter meine Lieblingsfächer. Bei allen Fächern kann ich damit glücklicherweise dem Inhalt auch mit rudimentären Japanisch Kenntnissen folgen.
Weiteres aus dem Schulalltag
Nach der Schule unterstütze ich das Musikensemble-Bukatsu und habe dafür meine Klarinette dabei. Außerdem sind alle Jahrgänge fleißig dabei für das Kulturfestival zu proben. Jede Klasse wird dort ein Chorstück vortragen, sowie pro Jahrgang ein gemeinsames Stück singen. Die Audioaufnahme einer Probe findet ihr unten.
Der Stundenplan variiert über die Wochen, sodass ich mittlerweile auch Kunst-, Geographie- und Geschichtsunterricht mitbekommen habe. Außerdem komme ich in den Genuss bei einer Klasse im dritten Schuljahr im Sportunterricht beim Kendō (剣道) mitzumachen. Hier gibt es „Moral“-Unterricht, in welchem zunächst in Gruppenarbeit und dann als Klassenverband über ein Thema z.B. Lügen, wann ist es in Ordnung und wann nicht gesprochen wird.
Im Vergleich zu Deutschland sind die Schultage länger. Dies ergibt sich aus der bereits beschriebenen Klassenstunde am Morgen, der gemeinsamen Mittagspause und dem Tagesabschluss mit gemeinsamen Putzen des Klassenraums sowie einer Besprechung inkl. Vorbereitung auf den nächsten Schultag. An mehreren Tagen die Woche schießt dann der obligatorische Bukatsu an. In diesem Fall kommen die Schüler um 17 Uhr aus der Schule.
Warum werde ich wieder zum Schüler?
Ich freue mich sehr darüber diesen einmaligen Einblick ins japanische Schulsystem zu bekommen. Meine Aufgabe ist es Milan zu unterstützen, sein Ansprechpartner zu sein und ihm Gesellschaft zu leisten. Er hatte es nicht leicht in Japan anzukommen, nachdem er mit seinen beiden Geschwistern in Deutschland aufgewachsen ist. Neben der Sprache und der Barriere sich mit Mitschülern zu unterhalten, der Umstellung im Essen, den fehlenden deutschen Freunden, der neuen Umgebung und dem längeren Schulalltag insbesondere durch den Bukatsu, machen ihm zu schaffen.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie zu meinen Aufgaben als SEA, welche im Titel durch #SEA gekennzeichnet wird. Über die Suche „#SEA“ findest du weitere Artikel.
Click here to display content from YouTube.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.
Eine Antwort
Noch eine Neuigkeit für mich – ich kann mir gut vorstellen, dass es für einen 12jährigen aus der liberalen deutschen Erziehung schwer wird, sich in den geregelten japanischen Schulalltag einzugewöhnen. Da hat er Glück, Dich zu treffen. Vielleicht würde ein bisschen Disziplin hier bei uns auch gut sein. Liebe Grüße aus Berlin, auch an Milan
Von einer Oma aus Berlin