Am ersten Weihnachtsfeiertag kam ich auf der Insel Kyūshū in der Stadt Fukuoka an. Da ich noch etwas Zeit bis zur Abholung meines Autos hatte, wollte ich das Kyūshū National Museum über die Geschichte Japans besuchen. Leider war es über den Jahreswechsel geschlossen. So schaute ich mir die Umgebung in Dazaifu an.
Die Karte zeigt meine besuchten Orte auf Kyūshū:
Saga Stadt
Die Nachfrage nach Mietwagen schien um meine Reisezeit hoch zu sein, weshalb ich für mein Angebot nach Saga Stadt weiterfuhr. Dort schaute ich mir die Burg Saga an. Der Besuch lohnt sich aufgrund des kostenlosen Eintritts und ein paar interaktiven Objekten mit dreidimensionalen Animationen zum damaligen Aussehen. Ich konnte auch ein Paar in traditioneller japanischer Kleidung beim Fotoshooting an verschiedenen Stellen der Burg beobachten.
Insel Hirado
Anschließend fuhr ich mit einem Zwischenstopp am Mikaeri no taki Wasserfall mit rund 100 m Fallhöhe und der Stadt Karatsu auf die Insel Hirado. Beim Frühstück wollte ich mir einen schönen Platz mit Blick auf das Wasser suchen. Plötzlich wurde ich von einem Milan überrascht, welcher mir mein Essen aus der Hand stibitzte. Ich habe Glück gehabt, dass der Vogel mich nicht verletzte.
Bei meinem Spaziergang durch die Stadt erblickte ich dann einen Warnhinweis, dass es in letzter Zeit vermehrt zu solchen Angriffen gekommen sei. Im gleichnamigen Ort Hirado schaute ich mir die Burg, den davorliegenden Schrein, die St. Francis Xavier Kirche und buddhistischen Tempel in der Nähe an. Der Aussichtspunkt mit wunderschönem Blick über die Stadt, den Hafen, die rote Brücke und auf die Burg ist sehr zu empfehlen.
Weiter fuhr ich zum Kawachi Toge Pass und wanderte diesen entlang. Es ergab sich ein 360° Ausblick auf das Wasser, welches die Insel umgibt. Einen weiteren Zwischenstopp legte ich bei den Kasuga Reis Terrassen ein. Hier bietet sich ein Besuch zur Saat- und Erntezeit an, wobei dann vermutlich mit deutlich mehr Touristen zu rechnen ist. Neben mir habe ich bei meinem Ausflug nur eine weitere Person gesehen.
Insel Ikitsuki
Über die türkisfarbige, gleichnamige Brücke ging es auf die Insel Ikitsuki. Aufgrund der überschaubaren Größe entschied ich mich zu einer Rundtour entlang der Küste. Dabei hielt ich an einem Hafen, einem Leuchtturm und den Shiodawara Klippen. Bei klarem Himmel lässt sich vielleicht Südkorea von hier erblicken.
Als nächstes Ziel ging es in Richtung Nagasaki. Dabei machte ich halt bei der katholischen Tabira Kirche, dem kleinen Yugiri Wasserfall und genehmigte mir eine lokale Spezialität, den Sasebo Bürger in Sasebo. Über Nacht stellte ich mich auf einen Parkplatz beim Kinkai Park, welcher sich bei Tagesanbruch als sehr idyllisch entpuppte und ich einen kleinen Morgensparziergang unternahm.
Nagasaki
In Nagasaki steuerte ich das Friedensmuseum, den Friedenspark und Hypocenter des Atombombenabwurfs vom 09. August 1945 an. In der Stadt bewegte ich mich zu Fuß und mit den historischen Straßenbahnen. Dabei lief ich durch China Town, nahm den Lift bei der Glover Sky Road, genoss den Blick über die Stadt und lief entlang eines Parks am Wasser.
Kumamoto
Weiter ging es Richtung Kumamoto wo ich eine JETlerin aus Deutschland traf. Auf dem Weg stoppte ich am Yūtoku Inari Shrine, welchen ich aufgrund seiner besonderen Bauweise von einem JETler aus Saga empfohlen bekommen hatte. Nach meiner Ankunft in Kumamoto brachen wir zu einem Nachtspaziergang auf und wurden gleich mit mehreren Highlights belohnt. Zum einen sahen wir gleich zweimal die einzige mit Weihnachtsschmuck dekorierte Straßenbahn und einen Tanuki (たぬきoder 狸, japanischer Maderhund). Zudem sahen wir das beleuchtete Schloss, welches nach einem starken Erdbeben 2016 restauriert wird, und das Maskottchen Kumamon (くまモン, ein Bär) ist omnipräsent.
Am nächsten Morgen machte ich mich früh auf den Weg um den Sonnenaufgang vom Berg Kinbo zu genießen. Daraufhin besuchte ich die Reigando Höhle mit Tempel und den wunderschönen japanischen Garten Suizenji Jojuen.
Insel Yakushima
Es folgte eine längere Autofahrt nach Kagoshima. Von dort wollte ich mittels Containerschiffs auf die Insel Yakushima übersetzen. An Deck machte ich es mir auf dem Boden mit ein paar Familien bequem und hatte Glück nach einem Zwischenstopp meinen gewählten Raum für mich zu haben. Das Schiff kam kurz vor Sonnenaufgang an der Insel an, sodass wir gleich mit angenehmer Stimmung in den Tag starten konnten.
Ich wartete auf den Bus, welcher mich zu meinem gewählten Wandergebiet Shiratani bringen sollte. Der Weg schlängelte sich in Serpentinen einige Höhenmeter hinauf. Von meinem Ausgangspunkt kombinierte ich alle angebotenen Wanderrouten und genoss den subtropischen Regenwald mit seinen alten Zedern, Wurzeln, Wasserläufen und Moosbedeckten Böden. Diese Landschaft soll als Inspiration für den Film Prinzessin Mononoke (Trailer) gedient haben, wozu wir einen Teil der Filmmusik bei unserem Neujahrskonzert spielen werden. Am Nachmittag nahm ich den Bus zurück, spazierte zu einem Strand und erkundete die kleine Stadt. Die Nacht verbrachte ich in einem minshuku (民宿 oderみんしゅく, japanischen Gästehaus) und wurde zum gemeinsamen Kochen für Nabe (鍋 oder なべ, beliebter Eintopf im Winter) eingeladen.
Am nächsten Morgen ging es zurück mit dem Containerschiff nach Kagoshima. An Bord kam ich ins Gespräch mit einem Japaner und die sechsstündige Überfahrt verging schnell. In Kagoshima war es leider neblig, sodass ich meine geplante Wanderung zum Vulkankrater ausfallen lassen musst und entschied mich möglichst weit Richtung Saga zu fahren, wo ich das Auto am nächsten Tag mittags abgeben musste.
Takachiho Schlucht
Nahe der Takachiho Schlucht übernachtete ich und starte mit einem Spaziergang bei Nieselregen in den Tag. Da aufgrund von Bauarbeiten ein Weg in der Schlucht nicht zugänglich war, fuhr ich weiter Richtung Vulkan Aso. Das Wetter war leider immer noch bedeckt und als es auf dem Weg nach oben ziemlich stürmisch und neblig wurde, musste ich abbrechen und steuerte Saga an.
Fukuoka und Neujahrsfeier in Mojiko
Nachdem ich rund 1145 km mit dem Auto zurückgelegt hatte, fuhr ich mit dem Zug nach Fukuoka und fand im Internet doch noch einen Ort, wo es zu Silvester ein Feuerwerk geben sollte. In Japan wird das Neujahr ruhig angegangen. Es läuft ähnlich wie bei uns eine Musikshop im Fernsehen, dann wird der Countdown durch Glockenleuten am Schrein eingeläutet. Manche Menschen starten mit einem Sonnenaufgang von einem Berg ins neue Jahr. Von einigen habe ich gehört, dass sie die ersten drei Tage zuhause bleiben und es sehr entspannt angehen. Teilweise wird für diese Tage bereits im alten Jahr vorgekocht. Zudem gehört ein erster Schrein-Besuch in diesen Tagen dazu.
Für die Nacht probierte ich eine andere typisch japanische Unterkunft aus, ein Kapselhotel. Dabei hat man einen kleinen Bereich (eine Kapsel oder auch mehr) für sich und teilt sich ein Gemeinschaftsbad. In der Stadt schaute ich mir die Burgruinen an, spazierte durch den angrenzenden Ohori Park und kam mit einem japanischen Journalisten ins Gespräch. Wir setzten uns in ein Café in der Nähe und er gab mir auch einen Tipp für einen Fußgängertunnel in Mojiko. Dies traf sich gut, weil ich in der Nähe zu der Neujahrsfeier fahren wollte. Dieser Tunnel liegt rund 58 m tief und verbindet die Insel Kyūshū mit der Hauptinsel Honshu. Direkt darüber liegt ein Tunnel für Fahrzeuge und es gibt ebenso einen Eisenbahntunnel. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1958 war es die längste Unterwasserstraße der Welt. Von der anderen Uferseite in der Präfektur Yamaguchi genoss ich die erleuchtete Skyline.
Zurück beim Festival stärkte ich mich bei einem Essensstand, lauschte der Musik auf der Bühne und wartete gespannt mit den anderen Menschen auf das Feuerwerk. Kaum als das Feuerwerk vorbei war strömten die Menschenmassen zum Bahnhof zurück, um im letzten Sonderzug zurück nach Fukuoka einen Platz zu bekommen. Hier erlebte ich ein überraschend geordnetes Anstehen vor den noch verschlossenen Türen jeden Wagons. Dies beeindruckte mich und ich wünschte mir, so geordnet könnte es in Deutschland auch zu gehen.
Fazit
Bis auf das anfängliche instinktive Verwechseln von Blinker und Scheibenwischer kam mir das fahren auf der linken Seite normal vor. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass ich durch meine fünf Monate im Land bereits daran gewöhnt war. Die Insel hat mir landschaftliche sehr gut gefallen und außerhalb der Städte war es nicht touristisch. Dies mag aber auch an der Jahreszeit gelegen haben, obwohl es hier mit 10 bis 15 °C frühlingshafte Temperaturen hatte. Gerne hätte ich mich noch ein paar Tage länger auf der Insel aufgehalten genauso wie auf Yakushima, welche mir am besten gefallen hat.